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AutorenbildZALA PUŠNIK

Schauergeschichten, Dramen und warum man bei einer Hausgeburt doch keine Generalsanierung braucht

Es ist einfach herrlich, wie rücksichtsvoll und einfühlsam andere Mütter von den Horrorszenarien ihrer Geburten berichten. Bevorzugterweise dann, wenn der errechnete Geburtstermin einer Freundin schon kurz bevor steht. Ich habe das immer sehr amüsant gefunden. Würde man allen Schauergeschichten wirklich Glauben schenken, müsste man sich ja ehrlich fragen, wie wahnsinnig all die Frauen sind, die sich dieses „Geburtsdrama“ freiwillig ein zweites, geschweige denn drittes Mal oder öfter antun. Von tagelangen Wehen bis hin zu blutverschmierten Wänden und Fruchtwasserseen, die mindestens so groß sind wie der Wörthersee wird einem alles bis ins letzte Detail beschrieben. Einfach herrlich! Aber soviel sei zu meiner Hausgeburt gesagt: wir haben weder einen Maler noch eine professionelle Reinigungsfirma gebraucht um unseren persönlichen Kreißsaal zu Hause wiederzuerkennen.






Das Empfinden jedes Menschen ist anders und somit auch das Empfinden jeder Frau. Ich denke, man sollte sich von diesen Erzählungen nicht verunsichern lassen oder ehrlich sein und darum bitten, diese ausgeschmückten Dramen für sich zu behalten. Kennt man viele Paare die bereits Kinder bekommen haben, kennt man spätestens zum Zeitpunkt der eigenen Schwangerschaft alle zugehörigen Geburtsgeschichten. Wie gesagt, ich höre immer gerne zu und habe das Glück, dass mich diese Geschichten nicht in Stress versetzen, leider geht es eben nicht allen Frauen so. Als Resümee meiner ersten Geburt kann ich sagen, dass es meines Erachtens eine große Unwahrheit über die Geburt gibt: „Wenn du das Baby dann endlich in den Armen hältst, ist sofort alles vergessen!“. Wie oft hört man diesen Satz? Etliche Male ist wohl untertrieben, aber wie gesagt finde ich, dass das so nicht stimmt. Man vergisst nicht, dass man vielleicht stundenlange Wehen hatte, dass einem vielleicht schlecht war vor Anstrengung, dass man vielleicht geweint hat, weil man einfach gedacht hat, dass man nicht mehr kann oder es tatsächlich wirklich wirklich sehr weh getan hat, aber ganz ehrlich? Um nichts in der Welt würde ich mir wünschen, dieses Geburtserlebnis zu vergessen. Warum auch? Ich möchte nicht vergessen, was ich geschafft habe und was ich dabei gefühlt habe. Diese Kräfte und diese Energie die man als Frau aufbringt, all das ist ein zutiefst beeindruckendes Gefühl, welches man tatsächlich nur schwer in Worte fassen kann.

In meinem Freundeskreis haben heuer einige Freundinnen nach mir Babys bekommen und natürlich haben mich alle gefragt, wie die Geburt war. Das was ich ihnen in etwa gesagt habe war folgendes: Eine Geburt tut weh, sogar sehr weh ja. Aber, in meinem Fall zumindest, nicht von der ersten Minute weg. Genau genommen hatte ich 13 Stunden Wehen, wenn man von der ersten Wehe bis zu dem Zeitpunkt rechnet, an dem mein Sohn geboren war. Die ersten Stunden waren sehr gut erträglich, die letzten hatten einen sehr überschaubaren Spaßfaktor aber dennoch habe ich die Geburtsschmerzen als „gute“ Schmerzen in Erinnerung, denn ich habe bei jeder Wehe gemerkt, dass sie etwas bewirkt. Es sind keine unnützen Schmerzen, wie Zahnschmerzen zum Beispiel. Für mich waren es positive produktive Schmerzen, schließlich haben sie es ermöglicht, dass ich am Ende endlich unser Wunder in den Armen halten durfte.


- Gedankensammlung einer meiner Frauen


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